Von der detaillierten Geodatenbank zur Wandkarte – ArcGIS im Einsatz bei Regio
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Merle Annov, Co-CEO und Leiterin der Kartographie bei Regio, hielt auf den ESRI Days 2025 in Tallinn einen Vortrag, der hier (auf Estnisch) verfügbar ist: https://www.youtube.com/watch?v=weAqddTyI3A&t=8s
Wie Regio zur Nutzung der ESRI-Software kam und welche Herausforderungen die Kartenherstellung mit sich bringt, wird im folgenden Blogbeitrag zusammengefasst.
Regios Anfangsjahre – Von Papierkarten zur digitalen Produktion
Die erste Regio-Karte erschien 1989, und die frühen Jahre waren geprägt von intensiver, handgezeichneter Arbeit an unterschiedlichen Tourismus- und Themenkarten. Der Mangel an präzisen Karten in der Sowjetzeit hatte eine derart hohe Nachfrage erzeugt, dass Kartograph*innen oft Schlaf zugunsten der Arbeit aufgeben mussten. Bald hielten Computer Einzug in den Prozess, und ab Mitte der 1990er-Jahre fühlte es sich an, als wären wir auf eine technologische Überholspur gewechselt – die Produktionsabläufe mussten immer wieder an neue Software und neue Lösungen angepasst werden.
Digitale Meilensteine
Regio war 1994 das erste Kartografieunternehmen im Baltikum, das seinen Produktionsprozess vollständig digitalisierte. Wir arbeiteten zunächst mit MicroStation und MapInfo zur Verarbeitung räumlicher Daten und setzten CorelDRAW für das kartografische Layout ein.
1997 folgte der nächste große Sprung – die Geodaten wurden datenbankgestützt, und wir entwickelten die erste Straßenkarte, die eine Routenberechnung am Computer ermöglichte. Für jene Zeit war das eine geradezu revolutionäre Lösung. In Kooperation mit IBS entstand der erste öffentliche Internetserver, und 2001 begannen wir als logischer nächster Schritt mit dem Angebot von Online-Kartendiensten – noch vor Google Maps oder dem estnischen Land Board X-GIS.
Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre beschleunigte sich die Entwicklung weiter. Der Aufbau einer baltischen Navigationsdatenbank gewann an Fahrt, und unsere räumliche Datenbank wurde immer detailreicher. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen an die eingesetzte Software. Die Zeiten hatten sich geändert – Geodaten rückten in den Mittelpunkt, während Karten zunehmend eine unterstützende Rolle übernahmen.

Vom CAD zum GIS – 19 Jahre ArcGIS bei Regio
Mit der ESRI-Software kamen wir erstmals durch zwei große Projekte in Berührung: den Aufbau eines Real- und Präsentationsmodells für die Stadtverwaltung Tallinn im Jahr 2007 und die Publikation der Blattschnitte der estnischen Grundkarte für das Land Board (heute Estonian Land and Spatial Development Board) im Jahr 2009.
In dieser Zeit begann auch der Übergang unseres Produktionsprozesses von MicroStation zu ESRI. Der erste Regio-Straßenatlas Estlands, der mit ESRI-Software erstellt wurde, erschien 2010, und der erste vollständig in ESRI gefertigte Atlas war der Baltische Straßenatlas 2012. Der Wechsel war anspruchsvoll – einen großen „Dampfer“ zu drehen braucht Zeit, besonders wenn die laufende Produktion nicht stillstehen darf. Heute befinden wir uns erneut mitten im Wandel: vom klassischen ArcInfo hin zu ArcGIS Pro. Jeder große Technologiesprung verlief schneller und reibungsloser als der vorherige – unser Team ist erfahrener geworden, und die Software ist deutlich leistungsfähiger.


Heute – Zuerst die Geodatenbank, dann die Karten
Regios aktuelle Situation spiegelt sich klar in der Zusammensetzung unseres Teams wider: Wir haben heute doppelt so viele Geoinformatikerinnen wie Kartografinnen. Obwohl weniger Kartograf*innen als früher im Einsatz sind, entstehen jedes Jahr dennoch Hunderte individuelle Karten – die Erstellung geht schneller, und dank verschiedener Drucktechnologien ist die Palette an Kartenprodukten breit.
Bereits 2005 begann eine enge Zusammenarbeit mit dem globalen Navigationsdatenanbieter Navtech/Navteq (später Here), die das rasante Wachstum und die Weiterentwicklung der baltischen Navigationsdatenbank vorantrieb. 2020 führte eine Partnerschaft mit einem globalen Technologiedienstleister zu einem weiteren Qualitätssprung in der Navigation. Heute umfasst Regios Datenbank für die baltischen Staaten rund 370.000 km Straßen; die Daten aller drei Länder sind harmonisiert und nahtlos integriert, sodass präzises Routing und Navigation möglich sind. Die Datenbank wird täglich aktualisiert, um Genauigkeit, Verlässlichkeit und Nutzbarkeit sicherzustellen.
2024 folgte ein weiterer strategischer Technologieschritt – die Migration unserer Datenbank auf die Open-Source-Plattform PostgreSQL.
Regios Geodatenbank entspricht einer Genauigkeit von 1:5.000 bis 1:10.000, während die meisten unserer Karten im Maßstab 1:50.000 bis 1:200.000 entstehen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, einen hochdetaillierten Datenbestand in eine gut lesbare und zugleich ästhetische Karte zu überführen. Die Arbeit der Kartografinnen beginnt in der Regel in ESRI-Software, doch die finalen Anpassungen erfolgen häufig in Adobe InDesign oder Illustrator. Unsere Kartografinnen beherrschen mehrere Programme auf Expertenniveau und wissen, welche technologische Kombination für eine bestimmte Karte optimal ist.


Werden Karten überleben?
Diese Frage wird uns häufig gestellt. Heute können wir mit Zuversicht sagen: Ja, (vorerst) werden sie es. In diesem Jahr nehmen die Bestellungen für Wandkarten wieder zu. Eine schöne Wandkarte belebt einen Raum – und dieser Wert wird nach wie vor hoch geschätzt.

Merel Annov